10 - Politische Ideengeschichte von der Antike bis zur frühen Neuzeit [ID:21546]
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Liebe Studierende, heute möchte ich einen Denker vorstellen, vielleicht ihn auch ein

bisschen nahe bringen, der kaum Beachtung findet in den Lehrbüchern zur Ideengeschichte,

zur politischen Theorie Moses Mendelssohn.

Moses Mendelssohn kommt heute allenfalls noch in den Fußnoten vor, in den Fußnoten zur

Literaturgeschichte, zur Philosophiegeschichte, wo man dann auch immer mal wieder erwähnt,

dass er als jüdischer Intellektueller eine Ausnahmeerscheinung war, soweit so gut, aber

als intellektueller Gesprächspartner, als jemand, den man als geistige Potenz ernst

nimmt, kommt er kaum vor.

Anders als zum Beispiel Lessing, Herder und insbesondere natürlich Kant.

Über Kant werden wir uns noch näher unterhalten.

Ich glaube, diese Ignoranz gegenüber Moses Mendelssohn ist falsch.

Ignoranz ist immer falsch, aber ich finde sie in diesem Fall ganz besonders bedauerlich,

weil ich davon ausgehe, auch heute können wir in der Auseinandersetzung mit Mendelssohn

auch interessante Erkenntnisse gewinnen.

Ich möchte Mendelssohn als einen Denker vorstellen, der als jüdischer Aufklärer zugleich ein

jüdischer Aufklärungskritiker ist.

Und damit ist schon eine Grundspannung angesprochen, die jetzt meinen Vortrag ganz prägen wird,

Aufklärung und Aufklärungskritik.

Beides ist bei Mendelssohn gleichermaßen ausgeprägt.

Er ist ein geradezu enthusiastischer Aufklärer, aber er merkt auch, dass Aufklärung umschlagen

kann, wenn man nicht aufpasst, dass Aufklärung umschlagen kann in neue Formen von Repression,

neue Formen von Homogenitätsdenken und dass eine jüdische Minderheit, überhaupt Minderheiten,

besonders bedroht sind.

Also sie brauchen insbesondere den Impuls der Aufklärung, aber auch die kritische Aufmerksamkeit,

dass Aufklärung nicht umschlagen kann.

Also Mendelssohn steht hier in der Spätphase des Aufklärungszeitalters eigentlich schon

an der Schwelle auch einer selbstkritischen Wendung aufgeklärten Denkens, für die dann

auch andere eintreten.

Ich werde dann ja demnächst über Rousseau sprechen.

Also Rousseau repräsentiert auch ganz dieses Bewusstsein, Aufklärung kann kippen.

Aufklärung kann neuen Dünkel hervorbringen.

Rousseau hat damit auch übrigens Kant sehr stark geprägt.

Also Rousseau, Kant, ja aber eben auch schon Mendelssohn nehmen in mancher Hinsicht etwas

vorweg, was man dann im 20.

Jahrhundert in einem Buchtitel zum Ausdruck gebracht hat Dialektik der Aufklärung.

Das ist ein ganz berühmtes Buch von Horkheimer und Adorno, Dialektik der Aufklärung, das

Nachdenken über auch Ambivalenzen der Aufklärung.

Und genau dieses Nachdenken findet bei Mendelssohn in einer sehr intensiven Weise statt und eben

insbesondere auch geprägt von seiner jüdischen Herkunft, die für ihn auch eine Art Mission

bedeutet und ihn in spezifischer Weise auch sensibilisiert für Gefahren, für Unrecht.

So, ich will jetzt die biografische Skizze im Falle Mendelssohn ein bisschen ausführlicher

gestalten.

Also weil Mendelssohn wieder mal einer der Intellektuellen ist, die man ohne den biografischen

und auch weiteren politischen Hintergrund gar nicht wirklich verstehen kann.

Also, Mendelssohn, Moses Mendelssohn geboren 1729 in Dessau und zwar eben als Mitglied

einer verachteten Minderheit.

Die Juden waren damals aus dem Bildungssystem weitgehend ausgeschlossen, also hatten sozusagen

ihre eigene Bildung, ihre Judenschule, aber das war abseits vom Mainstream der höheren

Bildung.

Hinzu kommen im Falle Moses Mendelssohn ärmliche Verhältnisse, also sein Vater hat als Synagogendiener

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

01:03:50 Min

Aufnahmedatum

2020-10-21

Hochgeladen am

2020-11-16 10:25:07

Sprache

de-DE

Toleranz

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