3 - Non est correctum - dass stimmt nicht!!/ClipID:46883 vorhergehender Clip nächster Clip

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Ein akademisches Hörspiel über erfolgreiche Schreibblockaden. Nicht ganz (oder doch?) ernst gemeinter Podcast zur Langen Nacht des Schreibens 2023 mit

Christoph Ackermann (UB)

und

Stefan Rieger (ZIWIS)

Aufnahme Datum 2023-03-02

Stift und Seite – Folge 3

Non est correctum – dass stimmt nicht! (Von den rechten Künsten des Schreibens…)

Dass oder das, klein oder groß, Komma oder nicht, ging oder gang? – Sind das nicht alles „conventiones civiles“, also bürgerliche Konventionen? Die beiden Professoren Stift und Seite, die seit 2019 die Erlanger „Lange Nacht des Schreibens“ humorvoll bereichern, geleiten Sie in diesem Jahr mit einem Podcast hinaus aus der kreativen Nacht.

(mit Christoph Ackermann - UB und Stefan Rieger - ZIWIS)

Stift:       Ich fande die letzte „Lange Nacht des Schreibens“ zu kurz.

Seite:     Fand!

Stift:       Pfand? Gab es einen Pfand?

Seite:     Fand! Nicht Fande!

Stift:       Fade? Es war nicht fade, es war spannend. Um nicht zusagen – ent-spannend.

Seite:     Nein! Fand! Sie sagten „fande“! Dieses „fande“ ist zu einer grammatischen Unsitte geworden! Nicht nur unter Studierenden. Auch unter uns Lehrenden.

Stift:       Und wie heißt es dann korrekt? Findete etwa?

Seite:     Werden Sie nicht spitzfindelig!

Stift:       Wie lautet denn eigentlich das Motto der „Langen Nacht des Schreibens 2023“ an der Friedrich-Alexander-Universität?

Seite:     Gemeinsam!

Stift:       Mit wem?

Seite:     Na, das Motto! Heißt „gemeinsam“!

Stift:       Sollte das nicht eine Selbstverständlichkeit sein? Sehen Sie, wir beide arbeiten ja auch gemeinsam, obwohl wir nicht immer einer Ansicht sind.

Seite:     So gesehen haben Sie recht.

Stift:       Was genau meint also dieses gemeinsam?

Seite:     Gemeinsam sind wir stark!

Stift:       Quark!

Seite:     Gemeinsinn!

Stift:       Unsinn!

Seite:     Gemein sein!

Stift:       Wohl eher nicht…

Seite:     Vielleicht eine gemeinsame Sprache? Gemein ist sie von ganz allein.

Stift:       Möglicherweise. Schreiben und Lesen funktioniert eben nur, wenn alle die gleiche Sprache benutzen.

Seite:     Also manchmal habe ich das Gefühl, dass das nicht alle tun.

Stift:       Zumindest nicht in Seminararbeiten.

Seite:     Da lässt sich oft nur schwer entziffern, was eigentlich gemeint ist.

Stift:       Buchstaben ent-ziffern ist ja auch paradox.

Seite:     Vielleicht sollte man Hausaufgaben zukünftig im Binärcode schreiben lassen.

Stift:       Die könnte ich dann aber trotzdem nicht entziffern, äh dekodieren – so ein Binärcode redet ja ohne Punkt und Komma.

Seite:     Gibt es im Binärcode noch nicht mal Satzzeichen?

Stift:       Doch, alle, sogar das isländische Thorn.

Seite:     Ist das ein Satzzeichen oder ist das ein Buchstabe?

Stift:       Das ist natürlich ein - äh – das spielt doch jetzt keine Rolle, bitte kommen Sie nun endlich mal auf den Punkt.

Seite:     Wie spricht man denn dieses Thorn aus?

Stift:       Sehr nordisch.

Seite:     Norden ist für mich immer vorne. Ich leb‘ ja schließlich nicht hinterm Mond.

Stift:       Hinterm oder Hintern?

Seite:     Ah – da ist bei Ihnen der wunde Punkt!

Stift:       Hinten?

Seite:     Hinten kommt der Punkt.

Stift:       Punkt, Punkt, Komma, Strich ...

Seite:     Wussten Sie, dass der Bindestrich nur ein Wortzeichen und kein Satzzeichen ist?

Stift:       Ich wusste nicht einmal, dass es Wortzeichen gibt. Ich kenne nur Wortzeichnen – das heißt dann auch Kalligraphie.

Seite:     Wer schön schreibt, schreibt nicht unbedingt richtig.

Stift:       Mir kommt es bei den Arbeiten aber auch weder auf die kalligraphischen noch auf die orthographischen Aspekte an – sondern auf den Inhalt!

Seite:     Was nützt der beste Inhalt, wenn ich ihn nicht lesen kann. Geschweige denn vorlesen.

Stift:       Oder später nochmal nachlesen.

Seite:     Und das können Sie trotz ohne Schönheit? Ein Text muss atmen.

Stift:       Das kommt jetzt mir bekannt vor – Einatmen, ausschreiben – letztes Jahr...

Seite:     Ein Text muss fließen. Muss strömen. Ein sanfter Rhythmus von Gedanken.

Stift:       Sie erwarten dann wohl Text im Versmaß?

Seite:     Um Himmels willen nein!
Was fällt Ihnen ein!
Sie ungehobelter Klotz,
Nichts als Bosheit und Trotz!

Stift:       Sie meinen wohl ich könnte nicht
in schönen Sätzen reden
Sie meinen, ich wär doof, wär schlicht,
würd‘ keine Reime ... finden?

Seite:     In der ersten Zeile fehlt ein Komma!

Stift:       Aber das sehen die Hörer doch nicht!

Seite:     Aber sie hören es!

Stift:       Ja, gut, schön ist es schon, das mit dem Fließen usw., aber wenn die Rechnung nicht stimmt, also die Kommazahlen nicht fließen, also die Fließkommazahlen nicht richtig kalkuliert sind, dann nützt mir der ganze Fließtext auch nichts!

Seite:     Wä?

Stift:       Vielleicht ist die Disziplin bei der Interpunktion auch einfach von der Fach-Disziplin abhängig!

Seite:     Sie machen es sich aber einfach!

Stift:       Nein, ich mache es meinen Studierenden einfach. Die können ihre Seminarbeiten jetzt auch als Podcast-Episode abgeben.

Seite:     Die neuen KIs können jeden Podcast im Nachhinein aufschreiben.

Stift:       Wie aufschreiben?

Seite:     Speech to text.

Stift:       Wä?

Seite:     Die KI macht aus dem gesprochen Text einen geschriebenen Text.

Stift:       Und was ist, wenn ich das Komma nicht richtig gesprochen habe?

Seite:     Dann schreibt sie trotzdem eins. Die KI eliminiert so gar „hmmms“ und „äääs“

Stift:       Quod erat demonstrandum!

Seite:     Was wollten Sie den beweisen?

Stift:       Dass es auf den Inhalt ankommt.

Seite:     Auch den Inhalt kann die KI mittlerweile produzieren, also damit ist gar nichts bewiesen.

Stift:       Kann die KI denn auch vorlesen?

Seite:     Nicht so schön wie wir.

Stift:       Hat sie denn keine echte Stimme?

Seite:     Sie hat eine geliehene Stimme und kein Gefühl für die Sprache.

Stift:       Sie hat überhaupt kein Gefühl!

Seite:     Gesprochene und geschriebene Sprache sind zweierlei.

Stift:       Das ist mir einerlei! Wir sind hier nicht bei der Langen Nacht des Sprechens, sondern bei der Langen Nacht des Schreibens!

Seite:     Ja, aber leider schreiben manche so verbogen, wie Ihnen der Schnabel gewachsen ist. Und vergessen dabei so manches gebogene Komma.

Stift:       Dann gibt‘s aber auch bei mir Punktabzug!

Seite:     Solange die Kommata nicht auch abgezogen werden.

Stift:       Man könnte ja erstmal mit einer Minimal-Ausstattung an Kommata anfangen. Dann käme man ins Schreiben.

Seite:     Keine Konjunktive bitte: kein „hätte, könnte, sollte, wäre, schriebe, schriebte, schreibete, würde schreiben, hätte schreiben gehabt gewollen würden...“

Stift:       Ich schreibe, also bin ich!

Seite       Ich denke, also bin ich

Stift:       Ich lese, also bin ich.

Seite       Lesen ist denken

Stift         Denken heißt vergleichen

Seite       Kein Vergleichen ohne Lesen

Stift         Lesen und Lesen lassen!

Seite       007 ier die neueste Geheimwaffe von Q: ein Buch! Hilft auch beim Schreiben!

Stift:       Ich lasse ja lieber lesen – also vorlesen.

Seite:     Ich ließ das auch mal, bis mir jemand sagte: Lies selbst! Mit weichem S.

Stift:       Ich ließ das Lesen. Mit scharfem S. Und las nicht selber.

Seite:     Selbst.

Stift:       Selber selbst.

Seite:     Wir gleichen uns doch sehr.

Stift:       Aber wir sind nicht dieselben. Noch nicht mal aus demselben Holz geschnitzt.

Seite:     Aber wir schreiben wenigstens noch selbst. Hingegen ist diese „Lange Nacht des Schreibens“ rein virtuell. Steht zumindest auf dem Plakat. Also ist sie gar nicht echt!

Stift:       Echt jetzt?!

Seite:     Wahrscheinlich schreiben die Studierenden in Zukunft gar nicht mehr selber.

Stift:       Selbst!

Seite:     Selber selbst!

Stift:       Das macht Hoffnung.

Seite:     Auf was?!

Stift:       Auf perfekte Hausarbeiten!

Seite:     Warum?

Stift:       Weil jetzt dann in Zukunft nur noch die Maschinen schreiben. Dann stimmen wenigstens die Kommata!

Seite:     Das ist ein guter Punkt.

Stift:       Schlusspunkt.

Seite:     Schreiben Sie los. Alle. Jetzt.

Stift         Ohne KI

Seite:     Mit NI

Stift:       Ist das das Gegenteil von KI?

Seite:     Das wäre IQ!

Stift:       Also – was ist NI?

Seite:     Natural Intelligence

Stift:       Echt!

Seite:     Krass!

Stift:       Schreiben Sie!

Seite:     Jetzt!!

 

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Lehrende(r)

Stefan Rieger

Zugang

Frei

Sprache

Deutsch

Einrichtung

Universitätsbibliothek

Produzent

Universitätsbibliothek

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