Vielen Dank, Herr Kollege Steiglehrer, sehr geehrte Damen und Herren. Ich möchte Ihnen heute Ergebnisse
aus dem Bayerischen Demenz-Survey vorstellen. Das ist eine Studie, die gerade kürzlich,
also letztes Jahr, zu Ende gegangen ist. Und was ich Ihnen heute zeigen möchte, sind eben Daten aus
dem Demenz-Survey, also schlaglichartig was zur Diagnose-Stellung der Demenz über Aufklärung
statt Landunterschiede und dann, weil ich ja Bevölkerungsmediziner bin, möchte ich gerne
auf die Demenz aus der sogenannten Public Health Perspektive eingehen. Aber lassen Sie mich zunächst,
das ist eine gute Sitte und auch richtig so in Deutschland eine Offenlegung von Interessenskonflikten,
das ist immer wichtig. Ich bekomme Gelder von Einrichtungen des Bundes und des Landes und von
verschiedenen Stiftungen und ich habe bezüglich dieses Vortrags keine Interessenskonflikte.
Demenz ist eine globale Herausforderung. Es ist ein richtig großes Problem, nicht nur in Deutschland,
sondern weltweit. Alle drei Sekunden weltweit wird ein neuer Fall diagnostiziert, alle drei Sekunden.
2018 hatten wir ungefähr rund 50 Millionen Demenz-Patienten weltweit und die Schätzungen
sind so, dass es sich bis 2050 verdreifachen wird auf 152 Millionen. Also wir haben ein
weltweites riesiges Problem. Das interessante ist dabei, dass die massive Zunahme an Demenz-Patienten
weltweit nicht in den europäischen oder den westlichen Industriestaaten erfolgen wird, sondern
vor allem in den sogenannten Entwicklungsländern oder mittleren Staaten, wie zum Beispiel China,
Indien. Sie kennen ja die Ein-Kind-Politik der kommunistischen Partei, die seit ungefähr 50,
60 Jahren schon platziert ist, wo man immer nur ein Kind haben durfte und die Chinesen haben
Mädchen abgetrieben, weil sie immer einen Sohn haben wollten, nach konfuzianischen Verständnissen.
Die haben also eine vollkommene Geschlechter-Verrückung im Augenblick und eine Gesellschaft,
die weniger Frauen oder mehr Männer als Frauen hat. Er hat natürlich weniger Geburten und es
kommt zu einer massiven Überalterung in China und diese zwei Milliarden Chinesen werden, die
werden Demenz-Patienten haben. Das wird riesige gigantische Ausmaße annehmen. Das weiß man jetzt
schon, weil man das anhand von demografischen Bevölkerungsberechnungen, kann man das so zeigen,
voraus berechnen. Wie sieht es in Deutschland aus? Wir haben circa 1,7 Millionen Demenz-Patienten,
das hat schon der Kollege Steiglider gesagt, ungefähr 300.000 Neuerkrankungen pro Jahr und in
Bayern sieht das so aus, dass wir ungefähr 220.000 Menschen haben im Augenblick und wir haben
ungefähr knapp 48.000 neue Patienten, die in Bayern dazukommen. Das wird sich verstanden.
Diese Zahlen sind etwas älter. Die beruhen nämlich auf den Bevölkerungsschätzungen von
knappen 12 Millionen. Wie Sie ja wissen, seit mehreren Wochen hat Bayern mittlerweile 13 Millionen
Einwohner, also ein wachsendes Land, prosperierendes Land. Das heißt, wir werden natürlich auch da
sicherlich mehr Demenz-Fälle zu verzeichnen haben, als es damals gerechnet worden ist.
Demenz ist nicht nur häufig, es ist auch eine der teuersten Erkrankungen. Das ist eine
gesundheitsökonomische Studie aus mehreren oder aus allen EU-Staaten, die 2011 publiziert worden
ist. Hier sind nur neurologische und psychiatrische Erkrankungen aufgeführt. Da ist jetzt Krebs
nicht dabei, sondern wirklich nur die sogenannten neuropsychiatrischen Erkrankungsmister. Sie
sehen hier, das sind die Balken, die hier stehen für die Höhe der Kosten, also bis 120 Milliarden.
Die teuerste Erkrankung, die wir in Europa ausrechnen konnten, sind die Depressionen,
die heißen Muttersorders. Aber die zweiteuerste Erkrankung ist die Behandlung der Demenz mit über
100 Milliarden Euro pro Jahr. Und das sind jetzt nur die direkten Kosten, das heißt nur die Kosten,
die für die Behandlung ausgegeben werden. Das sind zum Beispiel die Kosten, die entstehen, wenn
Angehörige oder Ehepartner zu Hause bleiben und nicht mehr arbeiten können. Da entsteht ja der
Volkswirtschaften-Ausfall. Das heißt, diese Kosten sind gar nicht mit berücksichtigt, sondern die
reinen Kosten, die zum Beispiel Krankenkassen zahlen oder Pflegeversicherungen zahlen. Also wie
gesagt, nicht nur eine sehr häufige Erkrankung, die Demenz, sondern auch eine der teuersten
Erkrankungen weltweit überhaupt. Wenn man was gegen Demenz machen möchte,
musste man einen Plan haben, eine Strategie. Und so ist es, dass die meisten Länder in der EU,
das sind die dunkelgemarkten hier, die haben vor vielen Jahren schon Demenzstrategien entwickelt,
wie sie mit dieser Versorgung, der Pflege und so weiter umgehen. Und Bayern war das erste Land
in Deutschland, das erste Bundesland, was 2013, also vor sechs Jahren schon eine Demenzstrategie
Presenters
Prof. Dr. Peter Kolominsky-Rabas
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:34:39 Min
Aufnahmedatum
2019-02-06
Hochgeladen am
2019-02-08 11:09:40
Sprache
de-DE
Medizin, Palliativ,