3 - Botschaften aus der Tiefzeit informieren uns über die Biodiversität der Zukunft [ID:3887]
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Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.

Willkommen meine Damen und Herren, schön, dass Sie es geschafft haben.

Ich lege gleich los, Tiefenzeit ist nicht gerade ein gebräuchliches Wort,

steht im Prinzip synonym für Uhrzeit oder Zeit jenseits der historischen Überlieferung.

Und für die Uhrzeit sind eben Fossilien unsere wichtigsten Informationsträger.

Ich bin Paleontologe, da braucht man nicht drumrum reden, auch wenn der Lehrstuhl Paleoumwelt heißt

oder Paleobiologie, das ist es, was ich repräsentiere. Und das sind meine Studienobjekte.

Naja, nicht genau das, eigentlich eher das hier, nämlich marine, wirblose Tiere

wie zum Beispiel Ammoniten, Vitrillobiten, Schneckenmuscheln, Korallen und so weiter.

Die haben nämlich die Information, die wir brauchen, um Aussagen zu treffen,

wie Klimawandel sich ausgewirkt hat auf die Biodiversität.

Dinosaurier sind zwar schön, aber viel zu selten zu finden, um da wirklich statistisch

aussagekräftige Aussagen zu treffen. Da ich nicht davon ausgehe, dass Sie alle

hier mit Erdgeschichte sehr vertraut sind. Hier ein ganz, ganz kurzer Überblick

über die Erdgeschichte. Erde ist entstanden vor etwa 4,6 Milliarden Jahren.

Und dann das erste Lebens ist so etwa vor 3,5 Milliarden Jahren schon vorhanden hier.

Das waren einfache Bakterien und da hat sich lange eigentlich nichts getan.

Und worüber wir hauptsächlich forschen, ist dieser Bereich hier, die letzten 550 Millionen Jahre.

Das ist die Zeit, die reich an Fossilien ist, die reich an den Dokumenten ist,

die wir brauchen, um im Aussagen zu treffen, über das, was die Biodiversität steuert.

Wie arbeiten Paläontologen? So haben sie gearbeitet vor 100 Jahren.

Das ist die berühmte Tenderguro-Expedition, deren Dinosaurierfunde jetzt eben im Museum

für Naturkunde ausgestellt sind. Und so, das Bild ist letztes Jahr in China entstanden.

Also im Prinzip sehr viel hat sich da gar nicht verändert. Was sich verändert hat,

ist allerdings, dass wir jetzt wesentlich systematischer vorgehen.

Das heißt, wir gehen hier durch einen Berg, Schritt für Schritt durch, zwar seitlich versetzt,

aber wir nehmen praktisch jede Schicht auf und hinterher haben wir eben modernste Laborgeräte,

um das auch chemisch zu analysieren. Was für mich aber noch wichtiger ist, ist,

dass wir heute moderne Dateninfrastrukturen zur Verfügung haben, um die Daten jetzt nicht mehr

nur isoliert, die einzelnen Objekte, hier haben Sie zum Beispiel ein paar Beispiele,

habe ich Ihnen mitgebracht, zu bestaunen und zu bearbeiten, sondern in der Gesamtheit

eben statistisch fassbar zu machen. Es ist natürlich jetzt ein bisschen traurig,

wenn man vergleicht, was wir heute haben. Das ist die Global Biodiversity Information Facility,

da werden alle heutigen Biodiversitätsbeobachtungen zusammengetragen, also nicht unzählige,

das sind etwa 370 Millionen Beobachtungsdaten. Und wenn wir jetzt das Fossile hier anschauen,

sind es insgesamt etwa eineinhalb Millionen. Das ist nicht schlecht, das hat uns jetzt,

wir haben 1999 angefangen, das ist ein internationales Projekt, was wir hier durchführen,

130 Wissenschaftler sind da beteiligt aus über 20 Ländern. Und das ist das, was wir praktisch

zusammengetragen haben, das ist das, was die Paläontologie in 200 Jahren Forschung hier

zutage gefördert hat. Und das ist jetzt für uns ein ganz, ganz wichtiges Forschungsinstrument.

Zum Beispiel können wir jetzt endlich sagen, wie sich die Biodiversität in der Erdgeschichte

oder eben in diesen besagten letzten 550 Millionen Jahren entwickelt hat. Das ist die klassische Ansicht gewesen,

die überwiegend auch aus der Literatur, aber mit relativ unbearbeiteten Daten vonstatten ging,

da haben wir diesen unheimlichen Anstieg der Biodiversität. Und das hat mich immer gewohnt,

schon als Student. Und deswegen war ich begeistert dabei, mitzumachen bei dieser Paleobiology Database,

wo wir eben hier mit sogenannten Probenstandardisierungsverfahren jetzt endlich mal aussagen können,

wie ist der Diversitätsverlauf wirklich, ja, was ist wirklich, zumindest besser genähert an die Wirklichkeit gewesen.

Und der sieht so aus. Es gab wohl einen Diversitätsanstieg in den Meeren, wir reden hier immer von den Ozeanen,

das ist da, wo der Reichtum an Fossilien herkommt. Und wir können hier sehen, dass wir näherungsweise

eben eine logistische Wachstumskurve haben in den letzten 200 Millionen Jahren. Das heißt, es gibt Sättigungseffekte,

Teil einer Videoserie :

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:39:27 Min

Aufnahmedatum

2014-05-08

Hochgeladen am

2014-05-16 13:00:08

Sprache

de-DE

Wie werden Arten auf den heutigen Klimawandel reagieren? Klimamigranten sind bereits gut dokumentiert, aber wie geht es weiter? Droht uns ein Massenaussterben, oder wird alles doch nicht so schlimm? Das Leben auf unserer Erde hat bereits einiges mitgemacht, inklusive globaler Katastrophen, bei denen mehr als 50% aller Arten ausstarben. Einige der prähistorischen Massenaussterben waren mit massiven Klimaerwärmungen gekoppelt, aber bei weitem nicht alle Erwärmungsphasen verursachten ein erhöhtes Artensterben. Der Vortrag wird beleuchten welches Potential die von Paläobiologen in 200 Jahren zusammengetragenen Daten haben, um die Zukunft von Organismen und Ökosystemen, besonders im marinen Bereich, vorherzusagen.

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