3 - Verabschiedung und Amtsübergabe - Unipräsident [ID:4845]
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Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Wegbegleiter und Wegbegleiterinnen von Dieter Krüsske,

liebe Freunde der FAU, wir verabschieden nun nach dreizehn Jahren Amtszeit einen Präsidenten,

der sich zu Beginn seines Amtes sehr viel vorgenommen hat und am Ende noch sehr viel mehr für diese Universität erreichte, als er sich selbst je vorstellen konnte.

Ein Präsidenten, der einen Plan hatte und dem das Leben dazwischen kam, turbulent und gewaltig, wie nur das Leben sein kann.

Dieter Grüßke, Professor, Doktor, war der Präsident einer hochschulpolitischen Ära, in der in der Universitätslandschaft kein Stein mehr auf dem anderen blieb.

Und in diesem alltäglichen Wahnsinn, den ein Unipräsident täglich zu bewältigen hat, zwischen Wissenschaft und Reformen, Standortinteressen und Politik,

Stimmungen und Kritik zwischen Rankings und Akkreditierung, Studienbeiträgen, Exzellenz-Initiativen, Leistungszulagen und Internationalisierung,

Studenten, Protesten, Gremien, Organisationen und Netzwerken, zwischen all diesen Tätigkeiten verlor dieser Präsident niemals das Ziel aus den Augen

aus einer verträumten Universität, einem gemütlichen Gemischtwarenladen im gefühlt ländlichen Raum, weit ab von der Hauptstadt und mit mittlerem Ansehen und mittlerem Ehrgeiz,

einen erstklassigen Wissenschaftsstandort zu machen, an den man gerne kommt als Student, Doktorandin, als Wissenschaftler oder Forscherin, egal woher, aus der Welt,

aus der Schweiz, aus den USA oder England, oder an den man gerne kommt als Minister, um eine neue Forschungseinrichtung einzubeihen.

Und ich kann Ihnen sagen, es kamen viele Forscherinnen und Forscher in den letzten Jahren an die FAU und es waren viele Minister hier in der Universitätsregion.

Es gibt ein paar Eigenschaften von Dieter Grüßke, die ihn in diesen Zeiten zum richtigen Mann am richtigen Ort machten.

Dieter Grüßke ist ein in der Wolle gefärbter Volkswirt, der weiß, dass Wohlstand erst entsteht, wenn andere mitmachen, wenn man sie überzeugt.

Dieter Grüßke nimmt die Meinungen anderer ernst.

Ja, ich weiß, jeder, der ihn in Sitzungen erlebt hat, musste bisweilen schmerzlich erfahren, wie der eigene Standpunkt unter einem gleichmäßigen, aber lang andauernden Redestrom von Gegenargumenten des Präsidenten begraben wurde.

Es täuscht aber zu vermuten, er hätte diesen abweichenden Standpunkt nicht auf dem Zettel.

Das machte ihn stark.

Er hat in der Regel alle wesentlichen Informationen auf seinem Zettel und er kennt alle Argumente, er nimmt Argumente ernst, er kennt gute Ideen, entscheidet im Team und dann zieht er das durch.

Er ist geduldig und hartnäckig, wenn er etwas als richtig erkannt hat.

Er ist aufs Äußerste diszipliniert und hatte all die Jahre die nötige Kondition, die ein Präsident in diesen tumultuarischen Jahren brauchte.

Er war so gut wie nie krank, verlässlich in seinen Zusagen, ebenso in seinen Absagen, immer freundlich, unbestechlich.

Keiner seiner Partner innerhalb und außerhalb der Universität konnte jemals auf den Gedanken kommen, es ginge ihm um etwas anderes als eben um diese Universität und deren Fortkommen.

Er war ein Glücksfall, ein Manager des rasenden Wachstums der FAU und deren wissenschaftlichen Fortschritt.

Er war der Märchenprinz, der die selbstgenügsame FAU nicht stürmisch, aber nachhaltig wachküsste.

Der Präsident und die FAU Dornröschen.

Man muss heute mit Karikaturen arbeiten im Jahr 2015.

Um diese Entwicklung unserer FAU unter und mit Dieter Grüßke nachzuzeichnen, bedienen wir uns der Bildsprache der Märchen.

Denn so nüchtern und distanziert, so sachbezogen und diszipliniert der heutige Adressat dieser Abschiedslaudatio auf den ersten Blick auch daherkommt.

In seiner Wirkung auf die Universität war er märchenhaft.

Kapitel 1, der Präsident und die Studierenden oder der süße Brei.

Dieses Märchen, bei dem sozusagen auf den Knopfdruck einer ahnungslosen Institution die süße Fülle nicht mehr aufwird zu wachsen.

Als Dieter Grüßke vor 13 Jahren, vor 14 Jahren zum Rektor gewählt wurde, hatte die Universität rund halb so viele Studierende wie heute.

Immer mehr Hochschulabgänger, die insgesamt kürzer studieren.

Das war die Idee der Politik.

Und dann kam es Schlag auf Schlag, Bologna, Zielvereinbarungen, doppelte Abiturjahrgänge, Studierendenproteste, Programmakreditierung, Systemakreditierung, Qualitätsmanagement,

Exzellenzinitiative, Lehre, Hochschul, Milliarde, Ausbauplanung.

Die Studierenden haben sich in diesen Jahren oft wie in einer Achterbahn gefühlt, wie von Systemwechsel zu Systemwechsel gestürzt wurden.

Sie studierten zunächst schier unstudierbare Studiengänge, was sie vielleicht nicht auf das Fach, aber auf die Komplexität des Lebens vorbereitete.

Und sie wurden wieder süße Brei im Märchen.

Immer mehr und immer mehr.

Es war auf die lange Strecke gesehen ein Geniestreich, dass der Präsident seiner ächzenden Universität den höchsten Zuwachs an Studierenden aller bayerischen Universitäten aufwürdete.

Denn damit verbunden war auch der höchste Zuwachs an zusätzlichen Professorenstellen, die dann hoffentlich wie versprochen an der Universität verbleiben.

Denn dieser Präsident weiß, es sind die Studierenden, von denen eine Universität lebt.

Sie sind die Zukunft, die engagierten, kritischen, informierten, diskussionsfähigen, verantwortungsvollen und zufriedenen Studierenden.

Und wenn das der Präsident je vergessen hätte, diese Studierenden haben sich an dieser Universität eine unüberhörbar gewichtige Stimme erstritten.

Sie haben sie vorhin gehört. Und das ist sehr gut so.

Kapitel 2. Der Präsident und die Internationalisierung oder Sindbad der Seefahrer.

Der Präsident ist ein Handlungsreisender in Sachen FAU, ein Scout auf dem Weg zu einem Werbefeldzug rund um die Welt.

Er diskutiert mit den Scheichs in der Wüste Saudi Arabiens, mit chinesischen Funktionären in Beijing, eilt von Campus zu Campus in Brasilien,

Presenters

Prof. Dr. Johanna Haberer Prof. Dr. Johanna Haberer

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:22:11 Min

Aufnahmedatum

2015-03-31

Hochgeladen am

2015-04-24 08:54:39

Sprache

de-DE

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