6 - Ethik und Medizin in der DDR: Zur Einführung [ID:2049]
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Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, herzlichen Dank für

die freundliche Einführung im Kollegium Alexandrinum. Ich freue mich sehr, dass wir im Januar 2012 zum

ersten Mal das Schwerpunktthema Ethik und Medizin in der DDR vertiefen. Zunächst werde ich im Rahmen

des ersten Vortrages Ihnen einen Überblick geben und als zweite Referentin wird dann,

wie schon angekündigt, Frau Dr. Francesca Weil vom Hannah Arendt-Institut in Dresden auftreten.

Ich werde die Kollegin biografisch auch noch etwas genauer vorstellen. Am 12. Januar 1951,

also auf den Tag genau vor 61 Jahren, wurde Robert Bach als 16-Jähriger verhaftet.

Zusammen mit Gleichaltrigen hat er im Rahmen eines feuchtfröhlichen Abends gewagt,

am jungen Start DDR Kritik zu üben. Robert hatte auf ein Bild von Lenin einen Bart gemalt.

Andere Jugendliche hatten auch eine DDR-Fahne angebrannt,

daran hatte sich Robert aber nicht beteiligt, sondern nur Klavier gespielt.

Alle Jugendlichen wurden verhaftet und zunächst der sowjetischen Militäradministration übergeben.

Man sperrte die Kameraden in eine Kellerzelle und machte ihnen wenig später den Prozess.

Robert Bach und ein anderer Junge wurden zu zehn Jahren Haft verurteilt.

Zwei andere Kameraden erhielten 25 Jahre Haft.

Robert Bach kam nach Bautzen in das Zuchthaus Gelbes Elend.

Etwa 200 bis 300 Häftlinge sind dort in einem Raum zusammengefärcht gewesen und sie schliefen

auf schmalen Pritschen. Die gesundheitliche Situation war hoch problematisch.

Die meisten von ihnen waren aufgrund von politischen Vergehen verurteilt worden.

Robert Bach ist eines der Opfer, deren Schicksal geschildert wird in dem vor kurzem erschienen Band

Weiterleben nach politischer Haft in der DDR von Gregor Weißflog und Cornelia Bär,

die in der nächsten Woche auch hier referieren wird.

Robert Bach lebt noch und leidet wie viele der etwa 250.000 politischen Häftlinge aus der DDR-Zeit

an den körperlichen und seelischen Folgen unrechtmäßiger wie auch unangemessener Haft.

Die heutige Medizin versucht für ihn und seine überlebenden Leidensgenossen das Beste,

um die medizinischen und sozialen Schwierigkeiten nach der Haftphase zu lindern.

Fachlich spricht man von der Therapie posttraumatischer Belastungsstörungen,

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antispreitisch 35%.

Die说 st sie ihr Z detrimental Ky

Formel Gesellschaft und Ärzteschaft zwischen Hippokratis und Linien.

Wenngleich diese Dichotomie etwas plakativ erscheinen mag gibt es

Realiter eine größere Studie des Historikers Klaus-Dieter Müller mit dem

gleichnamigen Titel zwischen Yiis und Linien.

Der autor hat in einem umfangreichen Forschungsprojekt fragebogen

ausgewertet, sowie ausführliche Gespräche mit ost- und westdeutschen

Ärzten über ihre Zeit in der SPZ und in der DDR geführt.

Die historischen Analysen der DDR-Medizin sind noch relativ jung.

Wenn man daran denkt, wie viele Arbeiten es zur Zeit des Nationalsozialismus

gibt, die Phase der DDR-Geschichte war über dreimal länger, dann stehen wir

erst ganz am Anfang der historischen Aufarbeitung. War Lenin oder Hippokratis

für die Ärzteschaft in der DDR ausschlaggebend?

Folgende Fragen stellen sich für unser Thema. In welche Weise hat der

Sozialismus das Gesundheitswesen der DDR auch ethisch geprägt?

Wie haben sich Ärzte bei Konflikten zwischen idealen, hippokratischen Werten

und dem realen Marxismus-Leninismus-Verhalten? Was sind für Patienten

die besonderen Spannungen gewesen bei moralischen Fragen ärztlichen Handelns?

Gab es eine stärkere Orientierung an humanistischen Traditionen oder

sozialistische Planerfüllung? Jenseits von grundsätzlichen Fragen und

Teil einer Videoserie :

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:19:33 Min

Aufnahmedatum

2012-01-12

Hochgeladen am

2012-01-17 15:09:40

Sprache

de-DE

Ungeachtet von unterschiedlichen historischen Wertungen der DDR bietet das Thema „Ethik und Medizin“ wichtige und differenzierende Einblicke in die Lebenswirklichkeit der Menschen. Die Qualität eines Staatssystems spiegelt sich meist am besten im Umgang mit den schwächsten Gliedern: Kranken, Behinderten, psychiatrischen Patienten, Inhaftierten, Sterbenden.

Für das Themenfeld „Ethik und Medizin in der DDR“ stellt sich auch gut 20 Jahre nach der Wiedervereinigung eine Reihe von Fragen: In welcher Weise haben Marxismus-Leninismus und Sozialismus das Gesundheitswesen der DDR ethisch geprägt? Was sind die besonderen Spannungen für moralische Fragen des Handelns am Patienten? Wie haben sich Ärzte bei Konflikten zwischen hippokratischen Werten und staatlichen Vorgaben verhalten? Gab es eine stärkere Orientierung an humanistischen Traditionen oder sozialistischer Planerfüllung? Wie sind die Entwicklung und Aufarbeitung seit der Wende einzuschätzen?

Der einführende Vortrag stellt Grundlagen der Medizinethik und ausgewählte Probleme des ärztlichen Handelns in der DDR strukturell vor. Am Beispiel von Opfern und Schreibtisch-Tätern – insbesondere Inoffiziellen Mitarbeitern des Ministeriums für Staatssicherheit – werden ethische Fragen des DDR-Gesundheitswesens exemplarisch problematisiert.

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