7 - 22w Bildung und Erziehung in historischer und systematischer Perspektive [ID:46322]
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Aufzeichnung gestartet. Also wie gesagt, die Sitzung vor der Klausur ist immer die Sitzung,

in der ich die Themenreview passieren lasse und auch Beispiele zeige und auch diese Sitzung. Dann

wird aufgezeichnet werden, sodass Sie auch in der Vorbereitung noch darauf zurückgreifen können.

Gut, damit würde ich gerne starten. Sie haben beim letzten Mal eine bis heute aktuelle und

durchaus im Diskurs vorfindliche Bildungstheorie kennengelernt, nämlich die transformatorische

Bildungstheorie in der Variante von Winfried Marotsky. Es ist eigentlich eine Klasse von

Bildungstheorien, die man transformatorisch nennen kann. Ich habe jetzt aus Zeitgründen für die

Vorlesungen einen zweiten Ansatz, den ich normalerweise oder immer wieder mal vorstelle,

wenn ich zeitlich hinkomme, rausgestrichen, den von Hans-Christoph Koller, nicht weil er weniger

interessant oder spannend wäre, sondern Pflichtweg bei ich sonst mit der anschließenden Klasse von

Bildungstheorien, die jetzt stärker in unsere Gegenwart, würde ich jedenfalls sagen, noch

stärker hinein ragt. Die transformatorischen Bildungstheorien sind stark aus den, stark in

den 80er Jahren entstanden und entsprechen einem Paradigma, das sehr stark, wie Sie gesehen haben,

das Individuum jedenfalls bei Marotsky ins Zentrum stellt. Und jetzt kommen Theorien, die zwar aus einer

ähnlichen Entstehungszeit stammen von der Wurzel her, die aber meines Erachtens noch mal stärker an

neuere Tendenzen in der bildungstheoretischen Diskussion anschließen, die stärker das

Eingebundensein des Individuums thematisieren und also in seinen, wie Sie gleich sehen werden, in

seinen Unhintergebarkeiten, wenn man so möchte, dass wir also nur überhaupt Person oder Subjekte

werden können, durch unsere Einbindung in das Soziale, aber auch in ihren immer wieder zu

kritisierenden Aspekten, wie zum Beispiel die Macht, die Kulturen und Gesellschaften oder

auch Gemeinschaften immer wieder auf Einzelindividuen ausüben, im Sinne von Normierung

beispielsweise. Ein Blick, ich sehe gerade, dass das Wartezimmer aus irgendeinem Grund noch mal

aktiviert ist hier. Das soll nicht sein. Eigentlich sollte das nicht sein. Komisch. Okay,

und ich habe Ihnen hierzu drei Ansätze mitgebracht, die ich in den nächsten Sitzungen

Ihnen vorstellen möchte. Der erste ist der Ansatz der mimetischen Bildung, was mimetisch

bedeutet, werde ich Ihnen gleich zeigen. Der zweite ist ein Ansatz, der damit sehr viel zu tun hat,

mit auch dem körperlichen Moment der Angleichung an soziale Verhältnisse oder das hineingeratens,

also nicht nur Kognition ist hier bei diesen Bildungstheorien im Zentrum, sondern eben auch

Körperlichkeit, wie Sie sehen werden, sehr stark sogar. Also es ist eher ein Ansatz,

der die Trennung von Körper und Geist, die Sie noch bei der strukturalen Bildungstheorie sehr

deutlich vorfinden, hinter sich lässt. Der folgt also damit Theorielinien, die bis weit ins 19. Jahrhundert

zurückreichen und immer schon die, insbesondere von der Aufklärungsphilosophie und von den

Pädagogen und Praktiken danach, seit Herbert auch, eingeführte Körperblindheit, würde man mal sagen,

versucht rückgängig zu machen. Sie werden gleich besser verstehen, was damit eigentlich gemeint ist.

Also beginne ich mit dem ersten Teil der mimetischen Bildung. Also Bildung als mimetischer und das

bedeutet als körperlich-sinnlich-performativer Prozess. Und zum Begriff des Performativen werde

ich nachher nochmal was sagen. Ja zunächst ist Mimesis ein Begriff, der, wie man vielleicht

erkennen kann, aus dem griechischen Stand, der in sehr verschiedenen Formen durch die ganze europäische

Geistgeschichte hindurch bis in das fünfte Jahrhundert unserer Zeit, also seit Platon,

in der vierten Jahrhundert eigentlich, meine ich, was irgendwie die Zählung rückwärts

nochmal funktioniert, das vergesse ich immer, sich zurückverfolgen lässt. Also seit Platon und

Aristoteles ist unter Mimesis ein Konzept der Ästhetik zu verstehen. Also etwas, das mit

Sinnlichkeiten und Wahrnehmungsformen zu tun hat. Der Mimesis-Begriff ist in Literaturwissenschaften

seit einiger Zeit bekannt, also Auerbach 1982 beispielsweise. Es gibt da unter

unterschiedliche Referenzen, diejenigen unter Ihnen, die Deutsch als Fach haben,

dem Markt das vielleicht begegnen. Es bis auf wenige dann aber punktuelle und prominente

Ausnahmen, und wir haben schon Adorno kennengelernt, also auch in Adornos später ästhetischer Theorie,

wie der Mimesis-Begriff übrigens auch in der Dialektik der Aufklärung, schon eine große Rolle.

Und er ist allerdings in der Erziehungswissenschaft auch gut eingeführt, aber eben immer in Nischen-

Bereichen oder etwas, was eigentlich immer die Nische, könnte man sagen, oder die Sektion,

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

01:35:47 Min

Aufnahmedatum

2023-01-10

Hochgeladen am

2023-01-10 19:26:05

Sprache

de-DE

Relationale Bildungstheorien: Mimesis und Habitus

Tags

Lehramt Allgemeine Pädagogik
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