Ja, ganz herzlichen Dank. Ich freue mich sehr, dass Sie hier heute meinem Vortrag lauschen, dass Sie
also Ihre Sinne gleich einsetzen, mir zuhören und auch sich anschauen, was ich Ihnen zu präsentieren
habe, trotz dieses wahnsinnigen Wetters, dass Sie also nicht draußen sind und die Sonne und die
Wärme genießen oder vielleicht auch ein Eis dabei. Aber es ist nun mal ein brandheißes Thema, mit dem wir uns
beschäftigen und ich hoffe, dass ich Sie ein bisschen auf eine Reise mitnehmen kann in unsere Lebenswelt, in unser
Erleben, in unsere Frage, die sich vielleicht manche angesichts der aktuellen Zeit stellen, wie viel dürfen
wir uns eigentlich überhaupt noch erleben, gönnen, wie viel dürfen wir überhaupt noch genießen. Sie merken,
alles ist eine Welt im Umbruch. Man fragt sich tagtäglich, zumindest geht es mir so und vielen, mit denen ich
zu tun habe, dass man sich fragt, was dürfen wir denn überhaupt noch kaufen, konsumieren, machen wir nicht
mit allem, was wir tun, mit unserem Handeln auch ein Stück weit alles noch mehr kaputt und ich denke, das ist
eine gute Frage, mit der man sich auseinandersetzen muss, aber es ist auch eine gute Frage, sich einfach mal
damit auseinanderzusetzen, wo wir herkommen. Wir tun das in einem sehr großen Team, nicht nur bei uns am
Lehrstuhl für Aroma- und Geruchsforschung an der Friedrich-Alexander-Universität, sondern tatsächlich
sammeln wir eine große Schar von Sinnesbegeisterten um uns, über alle Fakultäten hinweg, deswegen das Team
der Sensory Sciences, hier sind Physiologen, Psychologen, Chemiker, wir sind alle möglichen verschiedenen
Disziplinen, die sich mit der Frage im Kern beschäftigen, was macht uns als Menschen aus? Unsere
Sinneswahrnehmungen und das, wie wir empfinden, wie wir lernen, wie wir feiern, genießen, wie wir auch
vielleicht unangenehme Dinge empfinden und nicht nur das, wir arbeiten eben auch mit Fraunhofer
zusammen. Ich bin in meiner zweiten Funktion Institutsleiterin von dem Fraunhofer Institut für
Verfahrenstechnik und Verpackung mit zwei Standorten in Freising und in Dresden. Was wir im Kern hier
tun, ist neue Prozesse, Methoden und auch Produkte entwickeln, vor allem im Bereich der
Ernährungswirtschaft. Nachhaltige Lebensmittel, wobei das schon eine ganz schwierige Frage ist, was
sind nachhaltige Lebensmittel? Ein anderes Thema Verpackung, wie verpacken wir Lebensmittel?
Nachhaltig muss es verpackt sein und ein anderes ganz wichtiges Thema, mit dem wir uns auseinandersetzen,
sind die Themen Sicherheit, Hygiene, aber auch Kreislaufwirtschaft, hier allem voran Recycling.
Und das möchte ich auch in diesem Vortrag beleuchten, denn jeder hat wahrscheinlich sofort
die Assoziation, ja klar Recycling ist gut, Recycling ist nachhaltig, aber welche Herausforderungen auch
das Recycling mit sich bringt, auch das möchte ich ganz gerne beleuchten und zwar immer aus dem
Blickwinkel unserer Sinne, unserer Wahrnehmung und der Frage, was brauchen wir eigentlich? Und ich
hatte ja gestartet damit, unsere Welt ist im Wandel, Sie denken vielleicht auch in diesen
verschiedenen Szenarien und ich möchte dieses Bild hier nutzen, um einzusteigen, weil es ja ein
Stück weit die Frage aufwirft, was wird eigentlich unser Weg sein, unser zukünftiger als Menschheit,
wo geht es hin? Es ist ein bisschen die Frage nach der evolutionären Anthropologie 2.0, also nicht
nur der Blick in die Vergangenheit, wo kommen wir her, warum sind wir so wie wir sind, sondern wie
werden wir als Menschen auch in der Zukunft sein? Und das ist eine Frage, die treibt mich tatsächlich
schon eigentlich seit meiner Kindheit oder auch seit dem Studium und damit möchte ich auch starten
und fangen wir doch einfach mal mit dem Blick zurück an, wo kommen wir her? Wir waren noch vor
gar nicht so langer Zeit Jäger und Sammler, also das was wir so als Steinzeit oder Vorzeit betrachten
ist in Zeitdimensionen der Welt gar nicht so lange her und das muss man sich vor Augen führen und
viele haben ja vielleicht den Eindruck, ja damals haben wir noch im Einklang mit der Natur gelebt,
wir haben uns mit und von der Natur ernährt, wir sind durch die Savannen gestriffen und haben dort
eben die verschiedensten Dinge gesammelt, gefunden und konsumiert, aber tatsächlich, wenn man sich
es genauer anschaut, waren wir Menschen damals auch schon sehr destruktiv unterwegs. Wenn man sich
genau diese Phasen der Evolution des Menschen anschaut, dann findet man sehr schnell, dass wir
uns über den ganzen Globus sehr zügig verteilt haben und in diesem Zuge auch an den verschiedensten
Stellen die unterschiedlichsten Spezies ausgerottet haben und auch schon sehr sehr früh das Antlitz der
Erde substanziell verändert haben, indem wir brandgerodet haben oder Ackerbau angefangen haben
zu betreiben und das ist ein Prozess, den haben wir kontinuierlich fortgesetzt. Wir sind heute in
einem Szenario, wo wir uns aus dem was wir alles so schaffen, was wir produzieren, scheinbar mühelos
bedienen können. Wir müssen nicht mehr suchen, wir müssen nicht mehr finden, zumindest nicht in den
Presenters
Prof. Dr. Andrea Büttner
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:43:42 Min
Aufnahmedatum
2022-05-11
Hochgeladen am
2022-05-16 16:20:52
Sprache
de-DE
Beschreibung
Auf dem Weg zu einer klimaneutralen Gesellschaft begegnen uns immer mehr nachhaltige Produkte: Ob klimaneutrale Teelichter, Kleidung oder Schokolade, die Regale im Supermarkt und im Handel füllen sich. Doch wie fühlt er sich an, der CO2-neutrale Fußabdruck? Wie schmeckt oder riecht er? Kann man ihn sehen oder gar hören? Im Falle eines Elektrofahrzeuges ist letzteres eher gering. Die neuen Gegebenheiten und Materialien sind eine Herausforderung für unsere Sinne. Waren Produkte seit Jahrzehnten allein darauf ausgelegt ein Wohlbefinden beim Konsumenten auszulösen und Akzeptanz zu schaffen, stellt sich jetzt die Frage, ob klimaneutrale Produkte diese Anforderungen überhaupt noch erfüllen können und dürfen. Löst der aus recycelten Materialien hergestellte Pullover die gleiche Behaglichkeit aus wie einst der flauschige Hightech-Kunstfaserpulli? Und schmeckt die vegane Milchalternative ebenso gut wie die herkömmliche Kuhmilch? Kann man etwas auch als „nachhaltig“ wahrnehmen, möglicherweise sogar besser, sensorisch attraktiver finden? Vielleicht müssen wir auch nur unsere Sinne neu entwickeln, um anstelle von Alternativen neue Geschmacks- und Genusserlebnisse zu setzen – so wie sie die Welt noch nicht erlebt hat. Immerhin hat gerade das neue Innovationen in der Menschheitsgeschichte getrieben: der Bedarf, die vorhandenen Ressourcen bestmöglich zu nutzen. Und genau das hat über Jahrtausende unseren Geschmack geprägt….