Ich bitte jetzt die Bühne für dich. Zehn Minuten, auf die Plätze! Science!
Wir haben gerade schon gelernt, Wissenschaft ist wie trockenes Kneckebrot. Das stimmt nicht.
Wissenschaft ist wie Sex. Manchmal kommt was Sinnvolles bei raus, aber das ist nicht immer
der Grund, warum man das macht. Bei meinem Thema ist es jetzt auch noch so, dass wir sehr, sehr
sinnvolle Dinge machen, nämlich da versucht schon wieder jemand die Welt zu retten. Also,
warum beschäftigt man sich mit Wasserstoffträgern? Das ist so, weil sich dieses Land ganz groß
Energiewende auf die Fahnen geschrieben hat. Regenerative Energien sind sehr lobenswert und
edelmütig, haben aber einen entscheidenden Fehler. Sie sind nicht konstant verfügbar. Das heißt,
tagsüber wenn die Sonne scheint, braucht keiner Strom. Und nachts, wenn wir dann das Licht anmachen
wollen, ist kein Strom da. Also nachts fehlt uns der Strom und tagsüber haben wir einen Überschuss,
und wenn wir den speichern könnten, yay, wäre die Welt ein bisschen geretteter. So, wie ist es? Wie
speichert man zurzeit Strom? Ja, Batterien und Akkus, genau. Und kennt ihr bestimmt auch alle,
nach einer Zeit werden die immer schwächer. Das heißt, mit diesen herkömmlichen Speichermethoden
kann man gar nicht die Kapazität aufbringen, die für so einen Überschuss nötig wäre. Und dann
verlegt man sich auf die chemische Speicherung von Energie. Und chemische Energie kann man ganz toll
in Wasserstoff speichern. Heißt, wenn man Wasserstoff verbrennt, wird sehr viel Energie frei.
Aber Wasserstoff ist ein Gas und auch noch ein ganz leichtes und dann ist es auch noch explosiv. Ich
erinnere nur ungern an Zeppeline und die Katastrophe, die da hinten passiert ist. Deswegen will man
eigentlich nicht mit gasförmigen Wasserstoff hantieren. Aber es gibt andere Methoden und das
zeige ich jetzt mal ganz kurz im Vergleich zu Diesel. Mit 23 Kilo Diesel kann man 400 Kilometer
weit Auto fahren. Das Speichersystem ist in dem Fall dann ein einfacher Tank und alles zusammen
wiegt 30 Kilo. Rechts im Vergleich dazu eine Lithium-Ionen-Batterie und ihr seht schon,
was für lächerliche Dimensionen das dann annehmen würde, wenn man versucht damit 400 Kilometer zu
fahren. Also Wasserstoff können wir verflüssigen, zum Beispiel bei sehr niedrigen Temperaturen,
aber minus 250 Grad. Das muss man erst mal herbekommen. Oder wir verflüssigen ihn unter
hohen Druck, aber auch 700 bar sind jetzt nicht so ohne. Das heißt, wir müssten einen ganzen
Haufen von der schönen Energie, die wir ja eigentlich speichern wollten, erst mal in die
Verflüssigung von unserem Speichermedium stecken. Ihr seht zwar, so eine Tankfüllung mit Wasserstoff
wäre sehr leicht für 400 Kilometer, aber das Speichersystem auch wieder unverhältnismäßig
schwer. Schaut euch das mal an. Es gibt schon Wasserstoffautos, hat man vielleicht schon mal
gehört, die benutzen zurzeit druckverdichteten Wasserstoff und dieser Wasserstoff wird gewonnen
aus Erdgas. Und wenn man das Erdgas zu Wasserstoff versetzt, wird ganz viel Treibhausgas frei, also
sehr, sehr umweltfreundlich. Na gut, diese Speichermethoden sind nicht wirklich befriedigend
und schon gar nicht regenerativ. Und deswegen gibt es Leute wie mich, die sich mit alternativen
Methoden beschäftigen, nämlich am geeignetsten für die Speicherung von Wasserstoff sind LOHCs.
Da steht für Liquid Organic Hydrogen Carrier. Das sind flüssig-organische Wasserstoffträger.
Für 400 Kilometer brauchen wir etwa 60 Liter LOHC. Das ist ein bisschen mehr als doppelt so viel
als normaler Diesel, aber in dem Fall ist es recycelbar und es gibt keine schädlichen
Abgase. Deswegen ist das toll. Und es gibt viele verschiedene Wasserstoffträgermoleküle,
aber die funktionieren alle nach dem gleichen Prinzip, da kommen wir später dazu. Deswegen
nehmen wir jetzt den Wasserstoffträger als Platzhalter oder vielleicht einen mit ein
bisschen mehr Persönlichkeit. Hochverehrtes Publikum, ich präsentiere den Wasserstoffträger.
Nennen wir ihn George. George, lächeln, wir sind auf Sendung. Also, ich erzähle euch jetzt
eine Geschichte aus George Leben. Es ist ein schöner Tag, es weht ein schöner Wind und wir
produzieren ganz herrlich viel Strom und mit diesem überschüssigen Strom können wir jetzt
Wasser spalten. Dieser Prozess heißt Elektrolyse von Wasser. Dabei wird Sauerstoff frei, den können
wir dann weiter verwenden oder ihn einfach in die Atmosphäre entlassen und dann können du oder ich
können den dann wegatmen. Und was dabei noch entsteht, das ist das Wichtige, ist Wasserstoff.
Und jetzt kommt George ins Spiel. Jetzt beladen wir nämlich George, den braven kleinen Wasserstoffträger,
mit Wasserstoff. Der Prozess heißt Hydrierung. Und jetzt seht ihr schon, jetzt ist George mit
Presenters
Marlene Scheuermeyer
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:09:27 Min
Aufnahmedatum
2015-01-22
Hochgeladen am
2015-03-05 15:53:56
Sprache
de-DE