Ich möchte Ihnen heute zeigen, dass synthetisch-biologische Ansätze, wie ich finde, hervorragend geeignet
sind, um die pharmazeutische Forschung zu verstärken.
Pharmazeutische Forschung, das wissen Sie, befasst sich mit der Auffindung der Entwicklung
von Arzneistoffen, von Arzneimitteln.
Sie wissen, dass es da auch in der Zukunft noch sehr viel zu tun gibt.
Denken Sie beispielsweise an verschiedene Krebserkrankungen, denen man noch immer sehr
schwer eigentlich nur medikamentös beikommen kann.
Oder denken Sie an Erkrankungen des zentralen Nervensystems, neurodegenerative Erkrankungen,
Morbus Alzheimer beispielsweise auf der einen Seite, oder auch Psychosen auf der anderen
Seite.
Da hat eigentlich noch viel zu tun.
Ihre Frage wird sein, was hat die synthetische Biologie damit zu tun?
Nun, die synthetische Biologie beschäftigt sich im Wesentlichen damit, setzt sich zum
Ziel, künstliche biologische Systeme zu kreieren, zu designen, letztlich aber irgendwie aufzubauen.
Dabei verfolgt die synthetische Biologie einen, könnte ich sagen, integrativen Ansatz.
Molekularbiologen und Chemiker arbeiten zusammen, häufig unterstützt von Ingenieuren, Physikern
oder Mathematikern, mit diesem Ziel eben solche künstlichen biologischen Systeme zu erhalten.
Was haben diese künstlichen biologischen Systeme nun für einen Benefit für die Pharmazeutik?
Pharmazeutische Forschung.
Nun, auf der einen Seite können sie genutzt werden als Produktionssysteme.
Ich will Ihnen hierfür ein kurzes Beispiel zeigen.
Sie wissen alle, die Malaria ist eine Krankheit, die in erster Linie in den Ländern der dritten
Welt, in den Entwicklungsstaaten vorkommt.
Es gibt jährlich drei Millionen Todesfälle, die meisten davon sind Kinder.
Die Zahl der Neuerkrankten ist ungefähr hundertfach höher.
Es gibt eigentlich ein sehr gutes Therapeutikum, ein sehr guter Arzneistoff für die Behandlung
der Malaria, das ist das Artemisenin, das Sie hier sehen.
Jetzt geht mein Körsern nicht mehr, doch.
Das Sie hier sehen, Sie sehen, das ist eine komplexe chemische Struktur.
Die Erfolge, die Behandlungserfolge sind sehr, sehr gut.
Die Verbindung hat nur einen Nachteil.
Eine Dosis oder eine Therapie mit Artemisenin kostet ungefähr 30 Mal so viel wie die Behandlung
mit herkömmlichen Malariatherapeutikern.
Artemisenin ist ein Naturstoff, der produziert wird im sogenannten einjährigen Beifuß.
Davon werden große Mengen in Plantagen angebaut, in China beispielsweise.
Aber der Preis ist trotzdem relativ hoch.
Man hat nun versucht, diese Biosynthesemaschinerie für das Artemisenin, Jay Keaslin hat das
versucht, ein amerikanischer Wissenschaftler in Berkeley, zu übertragen in Mikroorganismen,
in Hefe.
Und er ist in der Lage, zwar nicht Artemisenin, aber immerhin eine Vorstufe, eine synthetische
Vorstufe herzustellen, die sich dann relativ leicht im Syntheselabor überführen lässt.
Der weitere Schritt, der noch gegangen werden muss, dass nun dieser Prozess eben auch entsprechend
für große Mengen fit gemacht werden kann, sodass auch wirklich die Herstellung in große
Menge gelingt.
Es wird derzeit beispielsweise durch die Bill Gates Stiftung mit über 40 Millionen unterstützt.
Da sehen Sie also so einen synthetisch-biologischen Ansatz.
Das wird nicht das Hauptthema meines heutigen Vortrags sein.
Ich möchte Ihnen heute etwas erzählen, nicht über Produktionssysteme, sondern über etwas,
was ich Testsysteme genannt habe.
Ich möchte Ihnen dabei aus zwei Forschungsprojekten, die einmal in meinem Labor stattfinden, zeigen,
Presenters
Prof. Dr. Peter Gmeiner
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:33:09 Min
Aufnahmedatum
2010-11-25
Hochgeladen am
2018-05-06 12:16:56
Sprache
de-DE
Synthetische Biologie beschreibt einen integrativen Ansatz mit dem Ziel, künstliche biologische Systeme zu entwickeln. Dabei wirken Molekularbiologen und Chemiker zusammen, gegebenenfalls unterstützt von Ingenieuren, Mathematikern und Physikern. Für die aktuelle pharmazeutische Forschung ist die Synthetische Biologie bereits von signifikanter Bedeutung. Inhalt des Vortrags wird die Vorstellung zweier Projekte aus der Arbeitsgruppe des Referenten sein. Dabei werden Rezeptor-Wirkstoff-Systeme vorgestellt, die für das Verständnis der Wirkung von Arzneistoffen und für das Auffinden neuer, zukünftiger Medikamente relevant sind.