4 - Die deutsche Königswahl (1125-1411) [ID:390]
50 von 780 angezeigt

Okay Leute, heute ist der deutsche Thronstreit wie angekündigt und wir müssen uns erst

einmal fragen, wieso es überhaupt zu diesem Streit kommt.

Und es gibt längerfristige Ursachen und kurzfristige Anlässe.

Längerfristige Ursachen kreisen alle um Köln herum.

Die Spannungen zwischen Königtum und Erzbistum Köln bauen sich an zwei Beispielen auf, Trier

und Lüttich. Obwohl Köln sich kaum durchsetzen kann, zeigen diese Stellvertreterkriege, wie

ich das genannt habe, vor allen Dingen den Kölner Unmut über Heinrich den Sechsten und

über seinen Führungsstil. Und das bereitet sozusagen den Boden für den unmittelbaren

Anlass, nämlich die Fürstenverweigerung der Wahl Friedrichs II., dazu kommen wir noch,

worauf Heinrich VI. mit dem Erbreichsplan, dazu kommen wir auch noch, reagiert. Und

Friedrichs Tod löst dann die Krise aus. Das heißt, im Grunde genommen, die Fürsten zeigen

ihren Unmut, indem sie sich weigern, Friedrich II. zum König zu wählen. Heinrich legt noch

einen Scheid auf dem Scheiterhaufen seiner eigenen Reputation drauf mit dem Erbrechsplan.

Und sobald die königliche Herrschaft erloschen ist, sobald es ein rechtiges Interregnum gibt,

dann entlädt sich die Wut. So, unser erster Stellvertreterkrieg. Es gibt eine von den

vielen Doppelwahlen, die es immer wieder in den Bistümern oder Erzbistümern im Reich

gibt, im Jahre 1183. Und wie üblich appelliert der Verlierer der Wahl, also der Minderheitskandidat

an die Kurie, dennoch investiert Barbarossa, wie er nach dem Warum so Konkordat darf, investiert

den Mehrheitskandidaten Rudolf mit den weltlichen Besitztümern des Erzbistums. Der Streit

schwählt, weil die Appellation immer noch an der Kurie läuft und schwählt immer noch,

als ein Jahr später Barbarossa zu seinem sechsten und letzten Italienzug aufbricht.

Hier wird unter anderem, wir sind nicht hundertprozentig exakt über den Gang der Verhandlungen, aber

zumindest über die Sachen, über die man verhandelt hat, sind wir gut informiert. Einmal

verhandelt man mit dem Papst über das Triragisma und zweitens verhandelt man mit dem Papst

über die Frage, ob er bereit sei, Heinrich VI. zum Mitkaiser zu krünen. Heinrich VI.

ist seit 1169 mitkönig, hat zwar nichts zu melden, aber ist wenigstens nicht offiziell

im Amt. Gewählt, gekört, hat eine Gefolgschaft, also ist im vollen Rechtssinn des Wortes König

und wartet nur darauf, dass das Amt frei wird. Wir wissen zudem, dass die Verhandlungen auf

beiden Gebieten ergebnislos verlaufen sind, also da passiert nichts mit dem Papst und sozusagen

als Nebenschauspiel, was absolut nichts mit allem zu tun hat, wird Heinrich VI. mit Constanze

von Sizilien verlobt. Das ist eine ganz normale dynastische Verbindung, wie es tausendfache

im Hoch- und Spätmittelalter gibt. Niemand konnte 1184 die Konsequenzen vorher sehen,

die werden wir aber gleich sehen. So, zweite Runde zwischen Köln und, ne, pardon, die

eigentliche Streitkurt. Was stört Köln an Barbarossa Politik? Barbarossa hat die Tendenz

überall dort, wo das Königtum nicht reichlich begütert ist, wo es nicht eigene Kraftquellen

hat in Form von Lehnesleute, Städte und so weiter und so fort, Rivalitäten in der Region

zu schüren, damit die regionalen Kräfte sich hauptsächlich miteinander beschäftigen

und keinen Blödsinn anstellen können. So auch in Köln. Es gibt zwei Hauptstoßrichtungen

der Politik Barbarossas zur Isolation von Köln. Zum einen wird der Stadt Köln eine

wirtschaftliche Konkurrenz aufgebaut, indem man das Reichsgutbezirk um Aachen herumsterbt,

Duisburg und Aachen einen Jahrmarkt gewährt und so weiter und so fort. Das soll sozusagen

der Handel ein bisschen von Köln abziehen und zweitens, dem Erzbistum werden Rivalen

ringsherum, Stärkung von Braband und so weiter und so fort aufgebaut. Die Details interessieren

uns nicht, aber das ist genau das, was Köln stört. Der Papst stört sich an der Vorstellung,

dass Heinrich VI. zum Mitkaiser gekrönt werden sollte, was sozusagen fast ein Vorbote eines

Erbkaisertums im Staufischen Hause darstellen würde. Wenn das zu Pote kommt, sind die Überprüfungsrechte,

die Kaiserkundungsrechte des Papstes im Grunde genommen nur noch eine zermonielle Formsache.

Im Endergebnis geht der Trierer Streit für den Erzbischof von Köln blöd aus. Er verliert

äußerlich, es gelingt ihm nicht, den restlichen Episkopat, die anderen Bischöfe in die Opposition

zu Barbarossa hinüberzuziehen. Das zeigt sich auf dem Tag zu Gelnhausen 1186, nachdem

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:00:00 Min

Aufnahmedatum

2009-05-12

Hochgeladen am

2025-09-30 08:52:01

Sprache

de-DE

Einbetten
Wordpress FAU Plugin
iFrame
Teilen