Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.
Antibiotika, es geht doch noch weiter. Im letzten Podcast habe ich bereits einige
Antibiotika kennengelernt. Die Beta-Lactame, die Glykopeptide und die Aminoglycoside. Einige
von ihnen verhindern die bakterielle Zellwand-Synthese. Was gebe ich jetzt bei Erregern,
die gar keine Zellwand haben? Gegen solche sind Makrolid-Antibiotika gut geeignet.
Sie werden bei Atemwegsinfekten und sexuell übertragenen Infektionen eingesetzt,
da deren Erreger in ihr Spektrum fallen. Warum? Was ist das Spektrum der Makrolide?
Außer gegen Zellwandlose wie Chlamydien wirken sie gut gegen Grammpositive,
manche Grammnegative, zum Beispiel Neisserien, Analrobier und schraubenförmige, wie Treponemen.
Der Wirkmechanismus ist ein Angriff an der 50S-Unterleinheit der bakteriellen Ribosomen.
So wird die Elongationsphase der Proteinsynthese behindert,
da die Peptidyl-T-RNA nicht mehr transluziert werden kann.
Makrolidantibiotika wirken bakterio-statisch, das heißt, wir erinnern uns,
sie hemmen die Vermehrung der Erreger, töten aber bereits vorhandene nicht ab.
Welche Makrolide gibt es und wie verabreiche ich sie?
Das Älteste ist das Erythromycin.
Es kann wie das Clarithromycin und das Acetromycin IV oder oral gegeben werden.
Zusätzlich ist Erythromycin auch für die lokale Anwendung, zum Beispiel an Haut und Auge geeignet.
Acetromycin hat eine 40-stündige Plasmar-Halbwertszeit und muss daher meistens nur drei Tage lang
eingenommen werden. Bei Chlamydia neuritis reicht sogar eine einmalige Therapie.
Unerwünschte Wirkungen bei Makroliden sind Gastrointestinalstörungen.
QT-Verlängerungen im EKG und bei zu hoch konzentrierter IV-Gabe Trombophlebitis.
Da vor allem Erythromycin und Clarithromycin, das Zyp3A4 in der Leber hemmen,
kann durch sie der Abbau anderer Medikamente verlangsamt werden.
Das muss beachtet werden, wenn es sich um Medikamente mit geringer therapeutischer Breite handelt.
Und was ist mit dem Klindermycin? Gehört das da auch dazu?
Klindermycin hemmt auch die Proteinsynthese, indem es an die 50S-Untereinheit bindet,
sogar eng benachbar zu den Makroliden. Daher gibt es Wechselwirkungen und antagonistische
Effekte zwischen beiden. Meistens wird es gegen Staphylococcan und Anerobe oral oder parenteral
eingesetzt. Da die physiologische anaerobe Darmflora von Klindermycin angegriffen wird,
kann es unter Klindermycintherapie zur Diarrhoe oder zur pseudomembranösen Kolitis durch
Clostridium difficile kommen. Auch Überempfindlichkeitsreaktionen und thematologische Störungen können Nebenwirkungen
sein bei der Klindermycintherapie. Gibt es noch mehr Antibiotika, die die Proteinsynthese
des Bakteriums hemmen? Ja. Es gibt noch die Tetracykline, zum Beispiel das Doxycyklin,
das an die 30S-Untereinheit der Ribosome bindet und bakteriostatisch ist. Bisweilen kommt
es zu Resistenzen und unerwünschten Wirkungen, wobei die Resistenzen auch daher kommen könnten,
dass Tetracykline oft in das Futter für Schlachttiere gemischt werden. Zu den Nebenwirkungen zählen
zum einen Knochen- und Zahnschäden durch Komplexablagerungen bei Feten und Kindern
unter 9 Jahren. Daher ist Doxycyklin in der Schwangerschaft und bei Kindern mit Milchzinnen
nicht erlaubt. Sonnenbäder sind während der Einnahme auch verboten, da Fotodermatosen
entstehen können. Dazu kommen Gastrointestinalstörungen, Leberschädigungen bei Überdosierung, ZNS-Reaktionen
und Allergien. Wogegen wirken denn die Tetracykline überhaupt? Gegen viele gram-positive und gram-negative
Erreger. Propionibakterien, Bruzellen, Yersininien, Vibrioenen, Mykoplasmen, Chlamydien, Pyrketzien.
Auch Linetsolith hemmt die bakterielle Proteinsynthese. Es bindet an die 50S-Untereinheit des Ribosoms.
Dort bewirkt es, dass kein Initiaterkomplex gebildet werden kann und die Proteinsynthese
nicht startet. Es wird nur bei gram-positiven Bakterien, dabei auch bei Stämmen mit einer
Resistenz gegen Penicilline, Oxazillin oder Vancomycin. Was bedeutet das für mich? Linetsolith
kann bei multiresistenten Erregern noch wirken. Das heißt, ich kann es bei einer nosokomialen
Infektion, zum Beispiel einer Pneumonie oder Weichteilinfektion durch MRSA oder Vancomycin-resistente
Enterokokken einsetzen. Es sollte nur im Klinikrahmen gegeben werden, da es einige Nebenwirkungen
Presenters
Charlotte Sautier
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:08:46 Min
Aufnahmedatum
2013-10-23
Hochgeladen am
2013-12-09 09:11:46
Sprache
de-DE
Antibiotika: "Es geht doch noch weiter"