Herzlich willkommen zur Vorlesung Sozotechnische Systeme im Bachelorstudiengang Buchwissenschaft.

Wir befinden uns mit unserer aktuellen Lektion im Kapitel MESO-Ebene und dort im Unterkapitel

E verteiltes Handeln in sozotechnischen Konstellationen. Was wir hier anschauen

wollen ist ein verteiltes Handeln in der Beziehung, dass wir uns anschauen wollen,

wie der Mensch als Akteur einerseits umgeht mit der Technologie andererseits, die er ja selber

als Problemlöser geschaffen hat. Und ganz häufig ist das in Diskursen so, dass der Mensch und die

Technik immer so dichotom gegenübergestellt werden, als würden die sich sozusagen gegenseitig

ausspielen. Oder ganz häufig kommt auch so ein Argument, dass der Mensch von Technik dominiert

wird und gar nicht mehr autonom ist. Und man kann ja auf das Verhältnis von Mensch und Technik auch

ein bisschen anders gucken. Und das Angebot hier macht der Werner Rammert, das ist ein

Technologiessoziologe, der sagt, wir müssen eigentlich diese dichotomie aufbrechen. Hier

Mensch, da Technik. Und die Frage danach stellen, wie eigentlich Steuerung und Kontrolle auf diese

zwei Elemente Technik einerseits und Mensch andererseits innerhalb einer sozotechnischen

Konstellation verteilt sind. Und das können wir uns so vorstellen, wie das hier abgebildet ist,

dass es eben Konstellationen gibt, in denen die Kontrolle und die Steuerung vollständig bei

Menschen liegt. Das wäre also hier in diesem Extrem der Fall. Und eine andere Konstellation

im anderen Extrem, wo die Steuerung und Kontrolle und damit auch die Aktivität vollständig bei der

Technik liegt und der Mensch vollständig passiv ist. Und er sagt jetzt eigentlich, sind das nur die

zwei Enden eines Kontinuums. Diese zwei Enden werden ja sozusagen wieder diese dichotome. Und er

sagt dazwischen sind aber gerade und er benennt dann Aktivitätsniveaus im Verhältnis von Mensch

zu Technik fünf Stück. Und diese fünf wollen wir uns eben einmal kurz anschauen. Startend mit

passiven Techniken. Passive Techniken sind solche Techniken, die wir eigentlich als ein Werkzeug

verstehen im Sinne eines Gegenstands letztendlich, der überhaupt erst dann seinen Nutzen entfaltet

und auch seine Wirkweise entfaltet, wenn der Mensch dieses Ding aktiviert. Also wenn er es in die Hand

nimmt und die Energie, die ihm Mensch oder vielleicht auch einem Tier zur Verfügung steht,

in diesen Gegenstand, in dieses Werkzeug einbringt. Und damit heißt es aber auch, dass der

Wirkungsgrad sehr stark limitiert ist. Der Wirkungsgrad von diesem Werkzeug stark

limitiert ist, nämlich in Abhängigkeit von der Energie und der Arbeitszeit des Menschen.

Beispiele dafür ist diese klassische alte Druckerpresse. Da können wir auch ganz schön

daran sehen, wie der Wirkungsgrad begrenzt ist. Wenn wir nämlich die Wirkung mal in der Menge der

produzierten oder bedruckten Bogen pro Stunde ausmessen, dann haben wir hier einen relativ

geringen Wirkungsgrad. Das kann man sich auch vorstellen. Das ist ja ein relativ umständliches

Verfahren. Man muss da was aufklappen, dann muss man was reinlegen, dann muss man Farbe auftragen,

Blattpapier einlegen, das Ganze wieder zuklappen, dann muss man Druck ausüben auf das Ganze und

dann klappt man es wieder auf, nimmt das Papier raus und hängt es auf die Wäscheleine zum Trocknen.

Das ist ein langwieriger Prozess und irgendwann vermutlich fallen einem auch die Arme ab, weil

das anstrengend ist und der Wirkungsgrad ist relativ limitiert. Bei dem Mühlstein ist das

genauso. Was hat der Mensch gemacht, um Getreide zu malen? Er hat ein Tier vorgeschnallt, das dann

herumlaufen musste und das Tier hatte ja auch nicht unendlich Energie und das Ganze war eben sehr

limitiert aus dem aktiven Lebewesen heraus. Aktive Techniken nächste Stufe sind solche

Techniken, die Operationen ganz oder in Teilen selbsttätig ausfügen und zwar entweder solange,

bis ein definiertes Ziel erreicht ist, dass die eine Variante also beispielsweise bis meine Auflage,

die ich drucken möchte, vollständig fertig gedruckt ist. Wie gesagt, da sollen halt 100.000 Stück

rauskommen und wenn 100.000 erreicht ist, dann ist fertig, dann hört diese aktive Technik auf

oder sie hört dann auf, wenn die bereitgestellte Energie, die ich da reingegeben habe, verbraucht

ist und die Energie wird jetzt eben nicht durch den Menschen eingebracht, sondern künstlich erzeugt

und eben zugeführt, aber nichtsdestotrotz ist Energie nicht unendlich, also bis die bereitgestellte

Energie verbraucht ist. Wenn Sie was lustiges oder was komisches angucken wollen, um zu sehen,

wie Energie sich verbraucht oder eben nicht verbraucht, können Sie eine lustige 80er Jahre

Reklame von diesem etwas seltsamen Durazellhasen anschauen und in den Folgejahren gab es noch so